Tag 5: Go with the Flow
75km; Regen – bedeckt
Auch diese Nacht schliefen wir wieder um die 10 Stunden wie Neugeborene – zumindest hoffe ich dass Neugeborene so viel schlafen aber in unserer direkten Nachbarschaft klang dies kürzlich ganz anders. Naja, Klaus empfahl uns einen Weg nach Koge, der nächstgrößeren Stadt südlich von Kopenhagen. Dort hätte Nina auch gute Chancen einen wärmeren Schlafsack zu bekommen. Die Distanz schreckte uns zunächst ab, da unsere Beine nach Erholung schrien. Aber es gab nicht wirklich eine Alternative und da wir sowieso mal Waschen mussten, planen wir dort auch gleich einen Erholungstag mit ein. Glücklicherweise hatte die Jugendherberge noch ein Zimmer frei und wir quartierten uns online dort ein.
Bis dahin war es noch ein regnerischer Weg und er führte uns durch ländliche Gebiete. In weiten Teilen sah es etwa so aus wie der Landkreis Coesfeld nur mit noch weniger Infrastruktur (ja, das ist möglich). Irgendwann ließ der Wind nach und uns motivierte Musik (Nina) bzw. der Podcast von Jan Böhmermann & Olli Schulz (Tim). Voller Enthusiasmus kamen wir am Praesto Fjord entlang, es ging bergab und wir wurden schnell. Leider sah ich zu spät einen größeren Mückenschwarm mitten in meiner Fahrspur und meine Kapuze mutierte zu einer Art großem Kescher für diese kleinen Biester. Hätte nur noch gefehlt dass ich den Mund gerade offen gehabt hätte (obwohl: besser ich als die halbe Vegetarierin neben mir).
In der Mittagszeit hätten wir gerne einen Tee getrunken um uns aufzuwärmen aber leider gab es in der einzig größeren “Stadt” Ronnede nur Supermärkte mit Backwarenverkauf – allerdings ohne Cafe. Naja, dann halt Pizza. In Ermangelung einer englischen Speisekarte versuchten wir uns an der Eigenübersetzung, ich hatte ja schließlich nicht umsonst den sprachlichen Zweig im Gymnasium gewählt. Das wenige Aufpassen zur Schulzeit rächte sich prompt: anstatt des gewünschten Schinkens war die Pizza mit Schweinefleischstücken (!) belegt.
Vielleicht war es die Pizzeria mit Undercover-Drogenvertrieb aus dem Film Lammbock aber irgendetwas hatten wir zu uns genommen, so dass die nachfolgenden Kilometer wie am Schnürchen liefen. So kamen wir richtig in den Flow und hätten eigentlich noch weiterfahren können. Hätte sich nicht einen Kilometer vor der Jugendherberge der erste Platten an Ninas Rad bemerkbar gemacht (FU Schwalbe Marathon). Naja, bestes Timing würde ich sagen.
Tag 6: Wäsche waschen, Reifen flicken, Schlafsack kaufen, Kochen, Netflix gucken (in Kurzform)
Hier mal ein typischer dänischer Einkauf:
Tag 7: Radfahrertraum Kopenhagen
65km; bedeckt
Von Koge ging es am Meer entlang in Richtung Kopenhagen und man merkte die Strahlkraft dieser Radfahrermetropole an wunderbaren Radwegen. Auf diesem glatten Asphalt machten wir schnell Strecke bis Ninas Reifen wieder die Luft ausging. Mittlerweile gehen die Handgriffe geübt von der Hand und mit neuem Schlauch ging es weiter Richtung Flughafen Kopenhagen, wo sich auch der Bahnhof für die Strecke nach Malmö befindet. Am Flughafengebäude angekommen gab es eine dieser automatischen Drehtüren und wir malten uns schon aus wie wir Austin Powers mäßig feststeckten.
War dann aber doch recht easy; wir lösten ein Ticket und bestiegen den Zug. Wie auch sonst überall sind die Fahrradabteile NATÜRLICH zuerst von sonstigen Passagieren belegt, die ihren Koffer nicht die zwei Stufen zu den wesentlich schöneren Abteilen tragen wollen. Wir bugsierten unsere Räder in den kleinen Gang vor der Toilette bis eine Bahnangestellte kam und im schönsten Stabsunteroffizierston die übrigen Reisenden darauf aufmerksam machte: BIKES HAVE PRIORITY! YOU HAVE TO FIND ANOTHER SEAT. Allein dafür hätte Nina die Frau am liebsten nach Deutschland entführt und dafür gesorgt dass sie stets in ihrer Regionalbahn mitfährt.
Die Fahrt über die Öresundbrücke ging ziemlich schnell und auf schwedischer Seite gab es Passkontrollen. Das kannte ich bislang nur aus Filmen. In Malmö angekommen fuhren wir zum Campingplatz, welcher direkt an der Öresundbrücke lag. Somit haben wir jetzt auch mal erlebt wie es ist unter einer Brücke zu schlafen. Da wir bei unserer Platzwahl leider nicht an die großen Schweinwerfer in der Nähe gedacht haben, hatten wir schon mal unser eigenes, privates Midsommer.
18 comments
Comment by Obvious' Brother
Obvious' Brother 10. Mai 2017 at 10:20
Immer wieder nice wie die Höhenmeterskala bei 40m komplett ausrastet 😁
Nina soll mal ihre Powerbeine bändigen. Das ist sonst zu viel für den Marathon
Comment by tim
tim 10. Mai 2017 at 18:42
Dir kann ich’s ja sagen aber Nina kennt hier keine Gnade mit mir. Hier noch ein Berg, da noch mal lang. Und wenn ich zu langsam bin, fährt sie mir in’s Heck. Sei froh dass Gülci Marathon nur vom Shoppen kennt…
Ehrlicherweise bin ich momentan ganz dankbar dass sich die Anstiege in Grenzen halten 😤
Comment by Ulf Nieber
Ulf Nieber 10. Mai 2017 at 10:40
Ich lese all deine Berichte, liest sich gut. Habt weiterhin viel Spass und geniest diese Zeit, auch wenn es nach einer längeren Tour bei Regen schwer fällt, solche Urlaube bleiben ein Lebenlang einzigartig. Ich wünsche Euch, daß ihr weiterhin gesund und fröhlich bleibt und schöne
Zeit voller Eindrücke. Liebe Grüße Dein Vater
Comment by tim
tim 10. Mai 2017 at 18:47
Hey Ulf, vielen Dank und schön dass es dir gefällt. Ich denke auch dass so etwas ein Leben lang unvergesslich bleibt. Viele Grüße nach LE
Comment by Kurt
Kurt 10. Mai 2017 at 11:00
Hallo Nina und Tim!
vielen Dank für diesen tollen Blog! Nach Dörte, Jo, Fredi und Charlotte bin ich schon etwas süchtig und gerne immer wieder im Reisefieber! War Kopenhagen zu klein für Euch :-), oder warum habt Ihr die Fahrradstadt Nr.1 in Europa ausgespart?
Wir wünschen Euch weiterhin Sonne, weniger Wind von vorne, mehr Rückenwind und jede Menge Spaß!
Herzliche Grüße!
Kurt, Gaby, Paula, Bastian und Ahmad
Comment by tim
tim 10. Mai 2017 at 18:52
Hallo KuGaPaBaAh, schön dass dir unsere Berichte gefallen. Nachdem wir Kopenhagen letztes Jahr einen längeren Besuch abgestattet haben, wollten wir jetzt unseren Geldbeutel schonen und weiterfahren. Außerdem haben wir damals schon unser ganzes Umfeld genervt und berichtet wie toll es da für Radfahrer ist. Sollten wir dich hierbei vergessen haben, holen wir das im nächsten Telefonat nach. Bleibt auf jeden Fall ein Reisetipp.
Danke für die Wetterwünsche, die hängen aber wohl noch im Zoll fest. Viele Grüße
Comment by Tante Örmgard
Tante Örmgard 10. Mai 2017 at 15:27
Einfach herrlich eure Beschreibung: Kopfkino über die Zeit des Lesens hinaus!
Nina, was macht dein Knie? Hast du es zu Hause gelassen?
Viele liebe Grüße von Tantchen Örmgard
Comment by nina
nina 10. Mai 2017 at 17:49
Hallo, meinem Knie geht’s super, als hätte ich nie Probleme gehabt 🙂
Aufgrund des wechselhaften Wetters können wir zumindest all unsere mitgebrachte Kleidung tragen 😉 Sonne und Temperaturen im zweistelligem Bereich wünschen wir uns aber trotzdem.
LG Nina
Comment by Horst
Horst 12. Mai 2017 at 12:07
Hallo Nina hallo Tim,
viele Grüße aus dem regnerischem Haltern sendet Euch Horst.
Euer Blog ist super wie schon von anderen erwähnt ist man immer wieder auf neue Nachrichten gespannt.
Wünsch Euch noch viel Spaß mit ausreichend Sonne und Wind allzeit im Rücken.
Comment by nina
nina 15. Mai 2017 at 16:55
Hallo Horst,
danke für die Wünsche zu Sonne und Rückenwind 🙂 Hat funktioniert! Zumindest das mit der Sonne,aber das ist ja schon mal die halbe Miete 🙂 Wie ich gehört habe, hat sich die Sonne ja auch in D-Land blicken lassen.
Es wird Frühling:))
Das wünsche ich uns zumindest.
Heute ist bei uns Regenbogenwetter:))
Bis bald, Grüße an alle.
Nina
Comment by Nina
Nina 12. Mai 2017 at 21:03
Bei der nächsten Drehtür hätte ich gerne eine Austin Powers Video von Tim mit strenge Lehrerinnenblick!
Comment by nina
nina 15. Mai 2017 at 08:23
Hallo Nina,
mal sehen was sich da machen lässt. Ich versuche es dann fotografisch einzufangen 😉
Comment by Bärbel Pieper-Hillebrand
Bärbel Pieper-Hillebrand 12. Mai 2017 at 21:34
Hallo ihr Langzeiturlauber,
ihr habt einen wirklich tollen Blog erschaffen, den ich fast täglich verfolge.
Geniest diese einmalige, schöne Zeit auch wenn das Wetter mal nicht mitspielen sollte.
Diese Zeit wird für euch unvergessen bleiben 🙂
Bleibt gesund und zufrieden, dann ist es mit dem Wind auch nicht ganz so tragisch.
Liebe Grüße Deine Mutter
Comment by nina
nina 15. Mai 2017 at 16:45
Hallo Mama,
das freut uns dass dir der blog gefällt 🙂 In den letzten beiden Tagen hatten wir richtiges Sommerwetter sodass selbst ich kurze Sachen getragen habe 😉 Der Wind wird irgendwann auch noch unser Freund….
Bis bald, Nina
Comment by Andrea
Andrea 14. Mai 2017 at 22:51
Hallo ihr beiden! Ich freue mich, von euch zu lesen. Das hört sich alles sehr spannend an :). Weiterhin eine gute Reise und Zeit für euch! Das ist wirklich eine einmalige Zeit. Ich freue mich, bald wieder von euch zu lesen. LG aus Deutschland, Andrea – und natürlich auch von Mattis und Christian
Comment by nina
nina 15. Mai 2017 at 16:49
Huhu Andrea,
schön, dass du uns folgst:) Wir hoffen auch immer spannende Dinge berichten zu können. Hauptsache es dreht sich dabei nicht um Radreparaturen, Platten hatte ich fürs Erste genug 😀
Viele Grüße aus dem wunderbaren Schweden nach D-Land.
Nina
Comment by Bärbel Pieper-Hillebrand
Bärbel Pieper-Hillebrand 17. Mai 2017 at 20:41
Hallo ihr Beiden,
habt ihr mal überlegt, ob ihr eure fantastische Reise in einem Buch verfasst?
Es wird bestimmt der Renner!
Es ist immer wieder schön von euch zu hören bzw. lesen, was ihr so spannendes erlebt habt.
Ich wünsche euch noch eine schöne und eindrucksvolle Reise.
Liebe Grüße Deine Mutter
Comment by nina
nina 17. Mai 2017 at 22:11
Hallo,
freut mich dass dir die Beiträge gefallen:)
Bislang erleben wir jeden Tag noch so viel Neues dass wir denken dass es sich darüber auch zu berichten lohnt. Wir wollen schließlich niemanden langweilen. Mal sehen also was wir noch erleben und ob man damit ein Buch vollschreiben könnte dass dann auch noch jmd liest 😉
Bis bald aus dem derzeit sommerlichen Schweden. nina