Tag 2: Markante Wetterlage
Strecke: 30km; Wetter: Sonne & Wind
Nachdem wir am ersten Tag die Ostsee von ihrer besten Seite kennengelernt haben, kam jetzt eine andere Seiten an’s Tageslicht und diese nannte sich Ostwind. Wir Flachlandbewohner kennen Wind ja nur als den Umwelteinfluss, der den Wäscheständer auf dem Balkon umwirft. Entsprechend nichtsahnend interpretierten wir die Aussage der ‘markanten Wetterlage’ aus dem Online-Wetterdienst als ein kleines Lüftchen. Aber es sollte anders kommen.
Der Radweg führte als kombinierter Rad-/Gehweg etwas erhöht direkt an der Küste entlang. Meist handelte es sich eher um eine Art ausgetretener Pfad (zur Erinnerung: dies ist der offizielle Ostseeküstenradweg!). In den bewaldeten Strecken kamen sehr zu meiner Freude mehrere, kleine Wurzelpassagen und das machte den Weg schon anspruchsvoller als eine beliebige Winter-CTF. Bei Grömitz wurde in Sachen Fahrradfreundlichkeit dann in Form einer viel zu engen Wegsperre der Vogel abgeschossen. Unsere Räder durften wir kippen bis die Taschen aufsaßen und so den Radweg weiter befahren.
Danach kam nur plattes Land bzw. platter Deich und wir merkten den vollen Einfluss der markanten Wetterlage mit Windböen bis 70km/h. Man strampelt etappenweise mit der leichtesten Übersetzung, lehnt sich mit dem Gleichgewicht gegen den Wind und ist froh wenn man am Ende 8km/h erreicht ohne vom Deich zu fallen. Nebenbei lacht die Sonne vom Himmel herunter.
Im nächsten kleinen Kaff kehrten wir in ein richtiges Oma-Café ein und gönnten uns Kuchen samt Kaffee obwohl der Tacho dies nicht unbedingt rechtfertigte. Wir checkten die Karte sowie Camping-App, konnten unsere Energiereserven aber nicht wirklich abschätzen und fuhren erstmal planlos weiter. Wenig später in Dahme leuchtete eine Jugendherberge am Wegesrand und dies verlockte doch ungemein. Wir entschieden uns dort zu übernachten; die gesparte Zeit mit Fahrradreparatur (hört, hört!) sowie Wäsche-Waschen zu verbringen.
Vielleicht haben wir die wichtigste Lektion dieser Tour damit gleich am Anfang gelernt: wir fahren den Weg nicht um möglichst schnell irgendwo anzukommen sondern um den Weg und die dortigen Ereignisse zu genießen. Im Umkehrschluss wollen wir dann auch bei geringeren Etappen zufrieden mit uns sein.
Tag 3: Fehmarn
Strecke: 50km; Wetter: Sonne & Wind
Übernachtungen ohne Zelt haben u.a. den Vorteil dass man relativ schnell auf dem Rad sitzt. Relativ schnell heißt bei uns 10 Uhr Abfahrt und wir fuhren den Ostseeküstenweg weiter gen Norden bis unsere Karte zu Ende war. Der Weg bestand gleichermaßen aus windgeschützten wie windigen Abschnitten, die im Mix aber wesentlich besser zu ertragen waren. An der Fehmarnsundbrücke angekommen zeigte Deutschland mal wieder seine Fahrradfreundlichkeit in Bestform: man geht durch eine Gittertür auf eine ca. 60cm breite Asphaltspur mit leichter Leitplanke zum Schutz vor dem vorbeirauschenden Landstraßenverkehr. Den Warnhinweis “Wind” interpretierte ich als ‘Schalte ins kleine Kettenblatt und klicke dich vielleicht mal aus den Pedalen aus’. Noch ein schnelles Foto dann fuhr ich fünf Meter und eine ungeahnte Windbreitseite erwischte mich und katapultierte mein Vorderrad direkt in das Geländer. Von da an war klar: an Schieben führt hier kein Weg vorbei. Im Schneckentempo ging es die 960m entlang und zwischendurch trafen wir auf andere Radler, von der eine (Alex) ein Bild von uns machte. Glücklicherweise von hinten da sieht man unseren Gesichtsausdruck nicht 🙂 .
Fehmarn selbst war für Radfahrer super ausgeschildert und nach einem Kaffee entschieden wir uns auf dem Campingplatz Niobe ein festes Dach für die Nacht zu mieten, da sich Regen zu dem ohnehin ständigen Wind gesellen sollte. Dort angekommen wählten wir aus Nostalgie anstatt Ferienhaus lieber Wohnwagen samt Vorzelt. Passenderweise gab es Miracoli und eine Runde Kniffel zum Abendbrot – wenn da keine Kindheitserinnerungen wach werden…
2 comments
Comment by Obvious' Brother
Obvious' Brother 6. Mai 2017 at 00:49
Also über 20km bei dem Wind are not that bad
Ps: morgen geht’s bei 20 Grad mit Ticket 2000 nach Düsseldorf. Special thanks @theoneandonlynina
Comment by nina
nina 6. Mai 2017 at 09:59
Viel Spaß mit meinen Bahnfahrerfreunden 🚂:) Ich hätte allerdings gedacht, dass du an einem sonnigem WE eher im Wald als in Düsseldorf bist.